|
| Training f�r gef�hrliches Terrain |
Teilnehmer aus der ganzen Welt, die als Mitarbeiter der UN oder von Hilfsorganisationen in Krisengebieten arbeiten wollen, kommen an das ��sterreichische Studienzentrum f�r Frieden und Konfliktl�sung� im burgenl�ndischen Stadtschlaining. In einem vierw�chigen Intensiv-Kurs lernen sie �Peace Building�: Techniken und Methoden, wie in Krisengebieten Ruhe und Ordnung zu bewahren oder wiederzugewinnen sind. Die zentrale Frage: Wie schafft man Frieden?
Von Bernd Hauser
|
Es ist ein Spiel, die Simulation einer Krise: Wir spielen Beobachter der OSZE, der Organisation f�r Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. In j�ngster Zeit, so das Szenario, gab es immer wieder blutige Zusammenst��e zwischen zwei Volksgruppen im �sterreichischen Burgenland. Erste Verwundete und Tote sind zu beklagen. Unsere Mission ist, die Gefahr eines B�rgerkriegs zu erkunden.
Die OSZE muss sparen, wir bekommen keine Toyota Landcruiser, sondern m�ssen zu Fu� gehen. Wir gehen zwei und zwei, im Abstand von drei�ig Metern, ein bunt gew�rfeltes Dutzend: Agnes ist im wirklichen Leben s�dsudanesische Rebellin, sie soll nach dem Friedensabkommen mit dem Norden einen Posten in der neuen sudanesischen Regierung bekommen. An ihrer Seite ein Oberstleutnant der indischen Armee, weiter hinten ein ruandischer Arzt, der f�r die Vereinten Nationen arbeitet. Und ganz vorne marschiert Mechthild. Die F�nfzigj�hrige spielt die F�hrerin der Mission. Sie war f�r die katholische Kirche in Peru. Die �sterreichischen Gendarmen, die die �Bad Guys� spielen, nennen Mechthild heimlich �Gutmensch�. Ihre Hilfsbereitschaft und meine Wut wird uns zum Verh�ngnis.
Am blauen Himmel segeln St�rche, vom Kirchturm eines nahen Dorfes weht Glockengel�ut zum Waldrand, es riecht nach Heu und tiefstem Frieden. Auf unserem Weg treffen wir auf einen alten Mann. Er humpelt und hat den rechten Arm in einer Schlinge. Mechthild entscheidet, dass er uns begleiten kann. Ich sage ins Funkger�t: �Wir sollten ihn nicht mitnehmen.� Mechthild antwortet: �Er braucht Hilfe.�
Obwohl es nur eine Simulation ist, werden wir von dem Spiel v�llig gefangen. Den Alten mitzunehmen kann sehr gef�hrlich werden. Es k�nnte so aussehen, als w�ren wir nicht neutral, wenn wir Angeh�rige einer Volksgruppe unterst�tzen. Ich sage ins Funkger�t: �Wir sind politische Beobachter, keine humanit�ren Helfer.� Mechthild reagiert nicht. Ich merke, wie der �rger langsam in mir zu kochen beginnt: Mechthild mit ihrem Helfersyndrom!
Pl�tzlich, nach einer Biegung, steht ein alter Mercedes neben der Stra�e. Daneben zwei M�nner. Einer in Camouflage, der andere ganz in Schwarz. �P�sse!� kommandiert der Mann in Schwarz barsch. �Wir sind von der OSZE!�, sagen wir und glauben, der Satz sei ein Sesam-�ffne-dich. �Das interessiert mich nicht�, sagt der schwarz Uniformierte. Er erblickt er den alten Mann. �Dich kenne ich, komm her!� Die beiden Uniformierten greifen sich den Alten und fangen an, ihn zu pr�geln. Der Alte spuckt Blut. Theaterblut freilich, aber wir sind entsetzt. Wir protestieren. Die Uniformierten ziehen drohend ihre Pistolen, nehmen uns die Funkger�te ab. Dann sto�en sie den Alten in den Mercedes und brausen davon. Ich f�hle Ohnmacht und Wut. Es ist klar, dass sie den Alten t�ten werden.
Mechthild sagt: �Wir m�ssen zur�ck zum Hauptquartier.� Nat�rlich hat sie recht. Aber ich gifte sie an: �Warum? Schlimmer kann es wohl kaum noch kommen! Was f�r eine Schei�e.� Als ich ihre Rolle als Chefin derart angreife, sagt der indische Offizier: �Wir sollten den Weg fortsetzen.� Faktisch �bernimmt er nun das Kommando. Er war Kompanie-Chef im Kaschmir-Konflikt, in der Realit�t, nicht im Rollenspiel, jetzt will er den Dienst quittieren und f�r die Vereinten Nationen arbeiten.
So trotten wir, nun nicht mehr getrennt in zwei und zwei, sondern wie eine Schafherde in den Hinterhalt. Pl�tzlich, an einem Waldst�ck, riecht es s��lich und penetrant. Nach verwesendem Fleisch. Es bleibt keine Zeit, dem Geruch nachzugehen. Auf einmal springen drei Maskierte in Uniformen zwischen den B�umen hervor. Sie schie�en mit Revolvern um sich. Sie halten die Waffen an unsere Schl�fen und schreien: �Auf die Knie!� Das Letzte, was wir sehen, sind Brennnesseln, dazwischen K�fer und Schnaken. Dann wird es dunkel vor unseren Augen. Die Maskierten ziehen jedem eine Kapuze �ber das Gesicht.
Vielleicht denkt die Sudanesin nun an den Krieg im Busch, wo die K�mpfer elendig an Malaria und AIDS zugrunde gehen. Vielleicht denkt der indische Oberstleutnant daran, wie er in Kaschmir seinen Ghurkas befahl, Hirten zu pr�geln, damit sie ihm die Verstecke der Aufst�ndischen verrieten, wie sie denen an einer Quelle auflauerten, und er einen jungen K�mpfer erschoss, der zum Trinken kam. Vielleicht denkt der Arzt aus Ruanda an seine vielen kleinen Neffen, deren makellose Z�hne nur noch auf Fotos leuchten. In Wahrheit sind die Kinder schon seit zehn Jahren tot, mit Macheten erschlagen. Ich als Mitteleurop�er denke lediglich an das Foto des Gefangenen in Abu Ghareib in Bagdad, der mit einer solchen Kapuze �ber dem Kopf seine H�nde mit den Stromkabeln daran ausstreckte wie der Gekreuzigte, und pl�tzlich habe ich zumindest eine Ahnung von seiner Ohnmacht und Angst.
�Alles Geld! Alle Telefone! Alle Ringe! Wer einen vergisst, dem schneiden wir den Finger ab�, br�llt einer der R�uber. Eine von uns denkt in der Aufregung nicht an ihr Handy in der Tasche. Ein R�uber entdeckt es und br�llt: �Du willst also f�r ein verdammtes Handy sterben? Na gut.� Er rei�t sie hoch, die anderen h�ren, wie er sie abf�hrt. Dann ein metallisches Klicken. Der Hahn schl�gt auf die Trommel, ohne dass ein Schuss f�llt. Die Patronen in der Waffe sind verschossen. �Du hast Gl�ck�, sagt er. �Renn! Hau ab!�
Dann, ganz pl�tzlich, ist das Spiel aus. Der Verwesungsgeruch am Waldrand kam vom Fell eines Rehs, das ein J�ger hier abgezogen und liegengelassen hat. Von was sonst? Es ist ja Frieden. Die R�uber ziehen sich die Masken ab und uns die Kapuzen. Aus kriminellen Milizion�ren werden wieder h�fliche �sterreichische Gendarmen, die Mechthild helfen, ihren Ring zwischen den Brennnesseln zu suchen. �Ach, ist nicht schlimm�, sagt Mechthild. �Der war nicht so teuer.� Mechthild ist wirklich ein lieber Mensch. Sie m�chte, dass sich alle wohl f�hlen und gern haben. Wie konnte ich - erst eine halbe Stunde ist das her - nur so ausrasten gegen�ber ihr?
Mit unserer Emotionalit�t � sie mit ihrem Mitleid, ich mit meiner Unbeherrschtheit - waren wir beide die gr��ten Fehlbesetzungen. Aber das Unterrichtsziel der Simulation wurde gerade dadurch erreicht: In Krisengebieten �berlebt man durch Gl�ck und vor allem durch das richtige Verhalten. Und man �berlebt, wenn man sich selbst kennt, wenn man Stress-Situationen durchspielt und �bt.
Teilnehmer aus der ganzen Welt sind nach Stadtschlaining im Burgenland gekommen, eineinhalb Autostunden s�dlich von Wien. In einem vierw�chigen Intensiv-Kurs lernen sie �Peace Building�, Techniken und Methoden, wie in Krisengebieten Ruhe und Ordnung zu bewahren oder wiederzugewinnen sind. Die zentrale Frage: Wie schafft man Frieden? Welche Instrumente gibt es, damit Konfliktparteien � in D�rfern, Regionen, L�ndern - nach teils blutigem Aufeinanderschlagen den Hass �berwinden und wieder zusammenleben k�nnen?
Das ��sterreichische Studienzentrum f�r Frieden und Konfliktl�sung�, das unter anderem von der �sterreichischen und der deutschen Regierung finanziert wird, war 1993 weltweit das erste Institut, das eine solche Ausbildung einrichtete. Zu den vierw�chigen Kursen treffen sich jeweils zwei Dutzend Menschen, die in Krisengebieten arbeiten oder arbeiten wollen. F�r Studenten und junge Fachkr�fte gilt die Ausbildung als Sprungbrett in eine Anstellung bei internationalen Organisationen. In jedem Kurs gibt es einen Termin mit Vertretern des �United Nations Volunteer�-Programmes, die mit den Teilnehmern Bewerbungsgespr�che f�hren.
Die Kursbesucher kommen von �berall auf der Welt. Damit bieten sich den Teilnehmern schon genug Konflikte bereits vor dem Einsatz im Krisengebiet: Eine dreiunddrei�igj�hrige Pakistanerin etwa, die f�r eine lokale Hilfsorganisation in ihrer Heimat, den Stammesgebieten an der Grenze zu Afghanistan arbeitet, die einzige Frau in ihrem Stamm, die studiert hat, sie outet sich nach einigen Tagen als eine gl�hende Anh�ngerin der Taliban: �Das sind wahre Muslime!� � �Aber sie haben Osama Bin Laden gedeckt, der dreitausend Menschen in New York auf dem Gewissen hat�, erwidere ich konsterniert. Die Pakistanerin antwortet: �Wer sagt das denn? Es gibt keine Beweise� - �Die Taliban haben Dieben die H�nde abhacken lassen.� � �Unter den Taliban konnte man ohne Angst vor Kriminalit�t leben. Nicht wie jetzt.� Und schon sind wir mittendrin im Konfliktmanagement: Dass die Teilnehmer sich mit subjektiven Wahrheiten auseinanderzusetzen - eigenen und fremden � ist die Voraussetzung f�r das Verstehen von Konflikten. Mit den subjektiven Wahrheiten setzt man sich auseinander, weil man sie nicht aus dem Munde von b�rtigen Mullahs mit erhobenen Zeigefingern im Fernsehen h�rt, sondern von einem Menschen, den man am vorigen Abend sympatisch und liebenswert fand, als er in geselliger Runde wie alle anderen ein Lied aus der Heimat zum Besten gab.
Neben der Pakistanerin sitzt Elias, der spanische Jesuit, der in Tansania Hutu-Fl�chtlinge aus Ruanda betreut hat und nun in den Kongo will. Und Irina, die Zeitungs-Redakteurin aus Abchasien, deren S�hne Panzerf�uste im Kleiderschrank verwahren, um jederzeit gegen die Georgier k�mpfen zu k�nnen � ein von der Welt weitgehend vergessener Konfliktherd wie der, aus dem Stella Mystica Sabiiti kommt, die Lehrerin an diesem Tag.
Die Studenten haben bei vorigen Dozenten viel �ber die Analyse von Konflikten, �ber Menschenrechte und interkulturelle Kommunikation geh�rt. Sabiitis Thema ist die Mediation, die Vermittlung zwischen Konfliktparteien. Ihr gr��ter Erfolg war, als durch sie als Vermittlerin zwischen Regierung und Rebellen im Norden Ugandas �ber dreitausend K�mpfer das Pl�ndern und T�ten aufgaben und aus dem Busch in ihre D�rfer zur�ckkehrten. An Stellas Ohren h�ngen Pl�ttchen in der Form des afrikanischen Kontinents. Als junge Studentin wurde sie als angebliche R�delsf�hrerin eines Streiks von den Soldaten Idi Amins gefoltert, sie floh mit ihrem Mann aus Uganda, lebte in Kanada und Holland, arbeitete dort als Radio-Journalistin �ber Afrika und zog vier Kinder gro�, bevor sie in ihre Heimat als Leiterin einer Nichtregierungsorganisation f�r Konfliktmanagement zur�ckkehrte. Dort blieb sie auch und arbeitete weiter, nachdem sie in einen �berfall von Buschkriegern geraten und beinahe erschossen worden w�re. Die korpulente F�nfzigj�hrige kommt beim Spaziergang durch die h�geligen Gassen im mittelalterlichen St�dtchen Stadtschlaining schnell au�er Atem. Aber beim Unterrichten reicht er lange.
�Die Mechanismen, um Konflikte beizulegen sind �berall �hnlich�, doziert sie. Fallbeispiel Uganda, Provinz Westnil, wo die Munition von Kalaschnikows eine Ersatzw�hrung ist. Wenn man eine Busfahrkarte mit einem zu gro�en Geldschein kauft, kann es sein, dass der Fahrer mit Patronen herausgibt. Seit Jahrzehnten pl�ndern verschiedene Rebellengruppen die D�rfer, vergewaltigen Frauen und entf�hren Kinder und Jugendliche, die sie dann zum Pl�ndern, Vergewaltigen und Morden zwingen: So ern�hrt der Krieg den Krieg.
Doch es ist schrecklich, monate- und jahrelang im Busch zu leben, so wie die K�mpfer von der Uganda National Rescue Front II (UNRF II), urspr�nglich eine Truppe aus ehemaligen Soldaten des Diktators Idi Amin: St�ndig auf der Suche nach Essbarem, immer in Furcht, von Regierungstruppen �berrascht zu werden, an Schlangenbissen zu sterben, an Malaria, an leichten Schussverletzungen, weil kein Arzt da ist und keine Hygiene m�glich. Des Buschkriegs m�de, schickte die UNRF II Emiss�re: Sie w�rden aufgeben, wenn erstens das Land eine neue Verfassung bek�me, zweitens Norduganda Stra�en und Schulen bek�me und es drittens eine Amnestie f�r die K�mpfer g�be.
Doch die Verhandlungen drohten bald zu scheitern. Die Regierung wollte die gro�en Forderungen nach Verfassung und Infrastruktur nicht erf�llen, die Rebellen gaben sich stark und drohten, den Krieg fortzusetzen. Kurz vor dem Abbruch der Gespr�che einigten sich die Parteien auf Sabiiti als Mediatorin.
�Bei Konfliktl�sungen geht es darum, zwei Dinge voneinander zu trennen�, sagt Sabiiti im Klassenzimmer: �Anspr�che und tats�chliche Bed�rfnisse.� Anspr�che seien fast immer inkompatibel. �Die eigentlichen Bed�rfnisse k�nnen meist kompatibel gemacht werden.� Hehre Forderungen wie eine neue Verfassung verdecken das, was f�r die kriegsm�den Rebellen in ihrer Situation das eigentliche Ziel war: zur�ck zu ihren Familien kehren zu k�nnen. Um aber das Gesicht nicht zu verlieren, hatten sie diesen Punkt nach hinten gestellt. �In unserer Kultur arbeiten wir viel mit Bildern�, erkl�rt Sabiiti. Also erz�hlte sie den Rebellenf�hrern ein Gleichnis. �In einer Hungersnot versiegt einer Mutter die Milch in ihren Br�sten. Sie ist schwach und ihr Baby ist noch schw�cher. Bald wird es sterben. Eine Nachbarin schenkt der Frau einen Liter Milch. Was soll sie damit tun?� � �Sie soll nat�rlich das Baby damit f�ttern�, sagten die Rebellen. �Aber was wird dann mit der Frau? Sie wird sterben. Und dann stirbt das Baby auch. Nein, sie muss die Milch selbst trinken, dann flie�t auch die Milch in ihren Br�sten wieder�, erwiderte Sabiiti. �Also: Denkt an euch zuerst!�
Den Rebellen und auch der Regierung den Unterschied zwischen Anspr�chen und unbedingten Bed�rfnissen klarzumachen, betont Sabiite, war der Wendepunkt in den Verhandlungen. Im Dezember 2002 legten die UNRF-Rebellen die Waffen nieder. Ihr Anf�hrer wurde mit 800 K�mpfern in die regul�re ugandische Armee �bernommen. 2500 weitere K�mpfer kehrten in ihre D�rfer zur�ck. Seither k�mmert sich Sabiiti als Beraterin in einem Projekt der Deutschen Gesellschaft f�r technische Zusammenarbeit (GTZ) darum, dass die Ex-Kombattanten zur�ck in den d�rflichen Alltag finden. In dem Projekt werden zum Beispiel landwirtschaftliche Kooperativen ehemaliger K�mpfer gef�rdert. Manchmal, sagt Sabiiti, ist Peace Building aber auch eine ganz banale Angelegenheit: �Wir unterrichten die Frauen in den D�rfern, wie sie mit den wenigen Mitteln, die sie haben, gut kochen und die H�user gem�tlich und ungezieferfrei machen. Wem es zu Hause gut geht, der will nicht mehr in den Busch.�
So einfach ist es nicht immer, Frieden zu schlie�en. Das jedenfalls zeigt Irina, die abchasische Journalistin. Als sich die Abchasier 1992 f�r unabh�ngig erkl�rt hatten, r�ckte die georgische Armee in die abtr�nnige Provinz ein, es kam zu blutigen Gefechten. Bis heute schwebt das Damoklesschwert eines neuen Krieges �ber dem Kaukasus, nachdem der georgische Pr�sident Saakaschwili es zu seiner erkl�rten Lebensaufgabe gemacht hat, Abchasien zur�ck zu gewinnen. Beim Mittagessen diskutiert Irina mit Levan, dem georgischen Beamten im Au�enministerium. Der Georgier sagt: �Es war ein Fehler, einzumarschieren ...� Irina unterbricht: �Ein Fehler? 10.000 junge M�nner fielen, unsere Frauen wurden vergewaltigt, und du nennst das lediglich einen Fehler?� � �Auch georgische Frauen wurden vergewaltigt. Georgien hat 300.000 Fl�chtlinge aus Abchasien aufgenommen� � �Warum Fl�chtlinge? Das sind keine Fl�chtlinge, das sind Georgier, die von Stalin nach Abchasien geschickt wurden und jetzt zur�ckgekehrt sind.� Kein Wort will sie davon h�ren, dass die Mehrheit der Georgier in Irinas Heimat aus Angst vor der Gewalt der Minderheit, der alt eingesessenen Abchasier, geflohen sind. Immerhin, der Georgier und Irina reden miteinander, Levan spricht zum ersten Mal in seinem Leben mit einer Abchasierin. Bewusst w�rden solche �Conflict couples� zusammen in die Kurse aufgenommen, sagt Arno Truger, der Direktor des Studienzentrums � in der Hoffnung, dass durch die Gespr�che der Same keime, der dazu f�hrt, dass die Teilnehmer zur�ck in ihrer Heimat als Multiplikatoren f�r friedliche Wege wirken.
Nach dem Mittagessen ein Spaziergang. Vor der Kirche das Denkmal f�r die M�nner, die im Zweiten Weltkrieg als Wehrmachtssoldaten fielen. An der ehemaligen Synagoge, in der jetzt die Bibliothek des Studienzentrums untergebracht ist, erinnert eine Tafel an die Widerstandsk�mpfer, die ihr Leben �f�r die Wiederauferstehung �sterreichs gaben� und an die drei�ig j�dischen Mitb�rger, die in der Nazi-Diktatur vertrieben oder ermordet wurden. Doch Denkmal und Tafel, die an Gewalt und Willk�rherrschaft erinnern, scheinen in der mitt�glichen Ruhe des mittelalterlichen St�dtchens mit seinen �ppigen Blumenst�cken vor den herausgeputzten H�usern unwirklich und so weit weg wie die f�nf Mitarbeiter von ��rzte ohne Grenzen�, die an diesem Tag in Afghanistan von Unbekannten erschossen werden. Und so weit weg wie die Entf�hrungen von jungen Menschen, die mit einiger Wahrscheinlichkeit auch an diesem Tag im Norden Ugandas stattfinden: Die �Widerstandsarmee des Herrn�, eine weitere Rebellengruppe ohne klare politischen Ziele, hat die meisten der insgesamt 20.000 in Uganda verschwundenen Kinder zum Kriegsdienst gezwungen. Mutet da die Arbeit von Konfliktmanagerin Stella Mystica Sabiiti nicht wie Sisyphus-Arbeit an? Die tapfere Friedensstifterin sagt: �Wenn durch meine Arbeit nur ein einziger Mensch sein Leben nicht verliert, hat es sich gelohnt.�
|
|
|
Oben links:
Teilnehmer unterhalten sich in einer Unterrichtspause.
|
Oben rechts:
Kursteilnehmer bei einer Simulations�bung an einem verminten Streckenabschnitt.
|
| Auf Klick vergr��erbar |
|
|