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OM Parkin: Der �u�ere Frieden folgt dem inneren |
Interview mit dem Philosophen und spirituellen Lehrer OM C. Parkin.
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Frage: Ist in den meisten Menschen die Sehnsucht nach Frieden gr��er als die nach Krieg?
OM C. Parkin: Sicher die nach wahrem Frieden. Krieg ist die unvermeidliche Folge der Unwissenheit des Menschen �ber sich selbst. Er wei� nicht, wer er ist. Er lebt in einem Zustand, in dem er viele Teile von sich selbst abgespalten hat (*1 � siehe Glossar), die er als fremd und bedrohlich betrachtet � und folglich bek�mpfen will. Solange das so ist, wird es nie einen Welt ohne Krieg geben. Weltfrieden, das ist h�ufig eine romantische Vorstellung von Pazifisten, die wenig �ber die notwendige Polarit�t von Krieg und Frieden verstanden haben.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Frieden im Inneren eines Menschen und dem Frieden in der �u�erlich sichtbaren Welt?
OM C. Parkin: Krass ausgedr�ckt, ist der �u�ere Frieden ein Nebenprodukt des inneren Friedens. Das Thema selbst existiert ja einzig im menschlichen Geist (*2), er bringt dieses Konzept hervor. Ein Tier hat dieses Konzept nicht. Die meisten Menschen besch�ftigen sich ausschlie�lich auf einer vom Geist nach au�en projizierten Ebene und bleiben damit an der Oberfl�che. Wie bei einem Baum: Man kann ihn nur auf der Ebene der Krone betrachten, oder man kann unter die Erdoberfl�che gehen, zu den Wurzeln � als Bild f�r das Innere des Menschen. Angenommen, der Baum ist von L�usen befallen, dann bringt es nichts, sich damit nur auf der Ebene des Kronendach zu besch�ftigen und die Bl�tter gegen L�use zu behandeln. Man muss bis zu den Wurzeln der Krankheit gehen. Eine innere Sicht w�rde fragen: Bekommen die Wurzeln wom�glich einen vergifteten Lebenssaft? Die Bl�tter zu behandeln ist nicht ausreichend.
F�r die FriedensmacherInnen, die wir im Peace Counts project besucht haben, ist es vermutlich eine herbe Entt�uschung zu h�ren: Ihr laboriert nur an den Symptomen herum.
OM C. Parkin: Es ist ja m�glich, Symptome zu behandeln und gleichzeitig die Wurzeln. Wenn Menschen inneren Frieden erlangen, wird der �u�ere Frieden folgen. Das liegt daran, dass ein Spiegel nie etwas anderes zeigen kann als das, was in ihn hineingeworfen wird. Aber nur den Spiegel zu ver�ndern, bewirkt vielleicht kurzfristig Linderung, beseitigt aber nicht den Quell der Gewalt, der viel tiefer liegt.
Was ist sind diese Quellen von Gewalt im Menschen?
OM C. Parkin: Jede Gewalt geht urspr�nglich von der Identifikation eines Menschen mit dem Gedanken �Ich� aus (*2). Das ist der Moment, der in der Genesis als S�ndenfall beschrieben wird, das ist der Fall aus dem Paradies, der Moment in der �G�ttlichen Kom�die� von Dante Alighieri, wo der Teufel aus Stolz �Ich� sagt im Angesicht Gottes. Es gibt viele Beschreibungen dieses einen Momentes, in dem sich ein �Ich� abtrennt, das nicht mehr eins ist mit der Welt, mit dem Leben, mit dem Sein (*3) - und das deshalb voller Angst steckt. Aus dieser Angst wachsen dann all die Traumbilder von Bedrohung und Gefahr heraus, all die Feindseligkeit im menschlichen Leben. Menschen agieren im Au�en feindselig gegen all das, was sie in ihrem Inneren abgespalten, was sie nicht integriert haben. Insofern ist die �u�ere Handlung eine Spiegelung von Gewalt gegen sich selbst. Gewalt entsteht im Geist, d.h. in Denkkonzepten, die wie unsichtbare Geschw�re in der Innenwelt der Menschen wachsen. Ein normaler Mensch hat als Gradmesser f�r Gewalt nur das, was er in der �u�eren Welt sieht. Dort sind die Rollen eindeutig verteilt: Hier der Gewaltanwender, dort der Friedfertige. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Es ist naiv zu glauben, dass Gewalt und Krieg dort entstehen, wo sie nach au�en treten und sichtbar werden.
Dies zugrunde gelegt: Welche Charakterz�ge zeichnen einen Friedensmacher aus, der � bildlich gesprochen � bis an die Wurzeln geht?
OM C. Parkin: Aus meiner Sicht ist ein wahrer Friedensmacher ein Mensch, der sein Leben dem inneren Frieden widmet.
Liegt also die L�sung f�r Konflikte eher im Nicht-Tun als im �Frieden machen�?
OM C. Parkin: Die Vorstellung, dass ein Aktivist mehr Frieden in der Welt schafft als irgendein einfacher Bauer, der irgendwo still vor sich hin sein Land bebaut, ist eine Illusion. Dennoch h�lt sie sich hartn�ckig. So wurde indischen Meditationslehrern und Erleuchteten immer wieder von westlichen Aktivisten vorgeworfen, sie seien passiv und weltfremd und w�rden nichts tun f�r diese Welt, sprich: Der Erleuchtete behalte seine Erleuchtung nur f�r sich. Diese Aktivisten verstehen die ganze Welt als Aktivit�t und Bem�hung und begreifen nicht den anderen Pol, die Passivit�t, die Nicht-Bem�hung. Es gibt ja keine �Friedenspassivisten�. Nun zeigen uns wissenschaftliche Disziplinen wie die Chaostheorie, dass es keinen linearen Zusammenhang zwischen Aktion und erzieltem Ergebnis gibt; ihr Verh�ltnis ist oft unvorhersehbar, nicht-linear, chaotisch. Insofern n�hern sich Wissenschaft und Spiritualit�t neuerdings an. Denn auf dem inneren Weg leitet uns die Lehre �ber die Kunst des Nicht-Tuns. Insbesondere westlichen Menschen f�llt dieses Verst�ndnis schwer; als spirituell Suchende glauben sie beispielsweise: Je mehr ich innerlich arbeite, desto mehr geschieht. In Wirklichkeit gilt: Je weniger ich innerlich tue, desto mehr geschieht. Das ist das Mysterium des Chaos...
... was tats�chlich nicht einfach zu verstehen ist.
OM C. Parkin: Vielleicht hilft ein Beispiel. Ramana Maharshi, einer der gr��ten spirituellen Meister aller Zeiten, war ein Lehrer, der sich um keinen einzigen Sch�ler beworben hat. Er wurde im Kellergew�lbe eines verlassenen Tempels buchst�blich gefunden, nach vielen Jahren der Einsamkeit. Und dann passierte etwas, das jeden so genannten Aktivisten �berraschen muss: Ausgerechnet ein Lehrer, der fast nicht gesprochen hat, wird zu einem der gr��ten Lehrer inneren Friedens und l�st unglaublich viele Aktivit�ten aus, B�cher, Stiftungen, eine ganze spirituelle Bewegung. Er war vielleicht einer der wirkm�chtigsten Friedensbeweger des vergangenen Jahrhunderts � vollkommen absichtslos, v�llig unvorhergesehen.
Wenn sich jemand in der �u�eren Welt, f�r Frieden einsetzt: Kann das ein Weg zu innerem Frieden sein?
OM C. Parkin: Sicher, denn eine �u�erlich friedfertige Haltung und Handlung zu kultivieren, ist immer schon Teil eines religi�sen Weges gewesen. Im Christentum, im Hinduismus, im Buddhismus, in allen gro�en Religionen. Damit kann ein Zugang geschaffen werden zu einer inneren Welt, in der die Quelle jeder Gewalt ausfindig gemacht werden kann. Aber ob ein Mensch zum Frieden in der Welt beitr�gt oder nicht, kann an seinen Handlungen nicht wirklich bemessen werden. Zwei Menschen k�nnen die �u�erlich gleiche Handlung vollziehen. In dem einen Fall, wenn sie nat�rlicher Ausdruck eines inneren Friedens ist, dient sie auch dem �u�eren Frieden, in einem anderen Fall, wo ein Mensch seine innere Gewalt leugnet und sie lediglich mithilfe gesellschaftlicher Moralvorstellungen im Zaum h�lt, werden seine Handlungen nicht dem Frieden in der Welt dienen.
Was halten Sie von Aktionen wie �Meditieren f�r den Frieden�?
OM C. Parkin: In der New Age-Bewegung ist eine Art Friedensromantizismus ausgepr�gt. Da verabreden sich alle �bers Internet an einem bestimmten Tag mit besonderer astrologischer Konstellation, um mit einer Lichtmeditation Frieden in die Welt zu bringen. Das sieht erstmal nett aus, ist aber f�rchterlich naiv, solange sie glauben, mit einem �u�eren Ritual sei es getan, und sie nicht in ihrer inneren Welt gegen die Heuchelei und Gewalt des denkenden Geistes vorgehen.
Gehen Sie soweit zu sagen, dass Friedensstifter, wie wir sie im Projekt Peace Counts portr�tiert haben, sogar Schaden anrichten, weil sie mit ihrem Aktivismus von den inneren Ursachen von Krieg ablenken?
OM C. Parkin: Nein. Jeder mu� das tun, was zu tun ist. Und jeder kann nur das tun, was seinem Verst�ndnis entspricht. Das ist nicht sch�dlich, das ist nicht dienlich, es ist einfach ein Teil des energetischen Gesamtablaufs. Ich sage weder: Geht f�r den Frieden demonstrieren, noch sage ich: Geht nicht demonstrieren. Ich kann mir sehr wohl vorstellen, selber rauszugehen und aktiv zu werden, wenn sich z.B. in Deutschland in der Regierung faschistoide Tendenzen zusammen brauen w�rden. Es ist ganz nat�rlich, aus einer inneren Welt, in der ich mich als verinnerlichter Mensch bewege, heraus zu treten und f�r den �u�eren Frieden zu k�mpfen.
Sind Sie selbst ein Friedensmacher?
OM C. Parkin: Im Au�en mache ich weder Krieg noch mache ich Frieden. Ich bin an innerem Frieden interessiert. Deshalb zeige ich Menschen ihre Missverst�ndnisse �ber sich selbst auf, konfrontiere sie mit der Weise, wie sie an sich selbst vorbei schauen. Wenn die geistigen Kr�fte eines Menschen, die friedvollen und die kriegerischen, in ihrer nat�rlichen Balance sind, dann wird die im Menschen vorhandene Aggression niemals in destruktive Gewalt ausarten. Aggression ist eine nat�rliche Kraft - es gibt kein einziges f�hlendes Wesen auf der Welt, das sie nicht besitzt. Sie ist immer dann konstruktiv und sch�pferisch, wenn sie nicht getrennt ist vom liebenden Wesen des Menschen.
Kompletter Text: s. Download unten.
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Vita
OM C. Parkin, deutsch-englischer Philosoph, Advaita-Lehrer und Autor mehrerer B�cher (�Die Geburt des L�wen", �Auge in Auge mit Dir Selbst", "Tod"). Durch eine Nahtoderfahrung bei einem Autounfall im Jahre 1990 realisierte er zum ersten Mal das Selbst. Wenn es um die Demaskierung des Egos (des "denkenden Geistes") und des Leidens geht,zeichnen sich seine Worte und Gedanken durch absolute Klarheit und Kompromisslosigkeit aus
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Oben links:
OM C. Parkin, deutsch-englischer Philosoph und sprititueller Lehrer
OM C. Parkin, German-English philosopher and spiritual teacher
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Oben rechts:
Auf Gut Saunsdorf soll ein spirituelles Zentrum als "Ort der Stille" entstehen, der ganz dem inneren Frieden gewidmet ist.
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