Hungernd gegen das Kriegsrecht
Irom Sharmila fastet seit 14 Jahren. Und seit 14 Jahren befindet sie sich in Polizeigewahrsam, wird durch eine Röhre in der Nase zwangsernährt. Mit ihrem Hungerstreik, den sie notfalls bis zum Tode fortsetzen will, protestiert sie gegen das Kriegsrecht, das in den nordöstlichen Bundesstaaten Indiens gilt.
Im Jahre 1958 trat dort der Armed Forces Special Powers Act in Kraft - zunächst um die zahlreichen bewaffneten Rebellengruppen der Region zu bekämpfen. Das Gesetz verleiht der Armee weitreichende Machtbefugnisse. Unter anderem das Recht, Verdächtige zu erschießen, ohne dass Soldaten befürchten müssen, dafür strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden.
Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Alert in Manipur haben mehr als 1.500 Fälle dokumentiert, wo keineswegs „Terroristen“, sondern ganz normale Bürger getötet wurden. Vergewaltigungen, Folter und Erpressungen durch Armeeangehörige sind weitere Folgen.
Irom Sharmila begann ihren Hungerstreik am 6. November 2000, nachdem bekannt geworden war, dass ganz in der Nähe ihres Hauses ein junges Mädchen vor den Augen ihres Vaters von Soldaten vergewaltigt worden war.
PeaceCounts-Gründer Michael Gleich bekam von der Gefängnisverwaltung die Genehmigung, Sharmila für 30 Minuten zu sprechen. „Mir begegnete eine Frau, die schwankt zwischen Verzweiflung über ihre Einsamkeit und der Hoffnung, dass das menschenunwürdige Gesetz abgeschafft wird“, sagt Gleich.
Der Journalist reiste mehrere Wochen durch den Nordosten Indiens, wo immer wieder auch bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen den dort zahlreichen Stämmen (Tribes) ausbrechen. In seinen Reportagen wird er die Arbeit des Menschenrechtsanwalts Babloo Loitongbam (im Foto oben rechts) dokumentieren, der mit seiner Organisation Human Rights Alert den Kampf Sharmilas unterstützt, als politische Kampagne für Menschenrechte.
Außerdem berichtet Michael Gleich über Erzbischof Thomas Menamparampil, der sich als erfolgreicher Vermittler zwischen Rebellengruppen hervorgetan hat.